tonArt wurde vor 20 Jahren gegründet. Im neuen Jahr wollen die tonArtisten ihre "Lieblingsstücke" in einem großen Konzert erklingen lassen
Der Chor tonArt blickt in diesem Jahr auf sein 20-jähriges Bestehen zurück – Zeit für ein Porträt
Nassau. Irgendeine brauchbare Alternative in Sicht? Fehlanzeige. Ergo blieb den Sängerinnen und Sängern, die ihren Ursprungschor aus Frust verlassen hatten, aber auf jeden Fall weiterhin singen wollten, nur eines übrig: ein eigenes Ensemble gründen. So ist er entstanden, der Nassauer Chor tonArt, der 2002 mit gerade einmal acht Aktiven an den Start ging, seine Mitgliederzahl zwei Jahre später beim Premierenkonzert bereits verdreifacht hatte – und heute, im Jahr des 20-jährigen Bestehens, etwas von sich behaupten kann, das nicht allzu vielen Chören vergönnt ist: dass er die Corona-Krise ohne nennenswerte Verluste überstanden hat.
Sicher, auch die tonArtisten hat die Pandemie erst mal eiskalt erwischt. Als sie im Frühjahr 2020 ihre gerade erst fertiggestellte CD „Lieblingsstücke“ in einem Doppelkonzert in Vallendar und Nassau präsentieren wollten, funkte ihnen der erste Lockdown dazwischen. Und wenn’s nur das gewesen wäre: An Proben war geraume Zeit nur per Videokonferenz zu denken. „Aber schon beim ersten Versuch einer Online-Probe war klar: So kann man nicht zusammen singen“, erinnert sich Chorleiter Achim Fischer und fügt hinzu: „Ich jedenfalls habe mich außerstande gesehen, sinnvolle Online-Proben durchzuführen, und bin froh, dass mir der Chor damals nicht aufs Dach gestiegen ist.“
Etliche Monate lag tonArt, musikalisch gesehen, also brach. Erst in diesem Frühjahr fing man wieder an zu proben. Und auch wenn anfangs noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren war: „Als wir Ende Juli beschlossen, in diesem Jahr noch ein Konzert zu geben, kam das ursprüngliche Chorfeeling zurück, und die Proben hatten wieder großen Zulauf“, erzählt Fischer von der Vorbereitung auf den adventlich-musikalischen Nachmittag, der rund dreieinhalb Jahre nach dem letzten tonArt-Konzert das Publikum im Kloster Schönau in Strüth begeistert hat (unsere Zeitung berichtete), und merkt selbstkritisch an, das Vor-Corona-Niveau habe man noch nicht wieder erreicht, aber: „Wir sind auf einem guten Weg dorthin.“
Denn tonArt, so viel steht fest, ist zwar ein Laienchor. Aber, wie Sina Lempka, die Chorsprecherin, es beschreibt: „Wir haben den Ehrgeiz, mit einer gewissen Qualität etwas auf die Beine zu stellen.“ Dazu gehört ein Repertoire anspruchsvoller Chorliteratur, das von geistlichen Liedern und Gospels über Klassik und Romantik bis hin zu Rock und Pop nahezu alle musikalischen Genres umfasst. Und dazu gehört vor allem auch, sich Ziele zu setzen und alle zwei Jahre gemeinsam auf ein Konzert hinzuarbeiten.
Genau dieser Anspruch, guten Chorgesang zu produzieren, sei es gewesen, was sie 2012 dazu motiviert habe, bei tonArt einzutreten, sagt Sina Lempka und stellt klar: „Dass ich immer noch dabei bin, hängt auch mit der Gemeinschaft zusammen, die hier gelebt wird.“
Gemeinsame Ausflüge und Fahrten, Weihnachtsfeiern, Sommerfeste und noch so einiges mehr – dies alles trägt dazu bei, dass die tonArtisten sich ihrem Chor nicht nur von der musikalischen Seite her verbunden fühlen. Und ihm auch über die Corona-Zwangspause hinaus die Stange gehalten haben: „Die stellvertretende Chorsprecherin Inge Kloos hat sich sehr dafür eingesetzt, die Gemeinschaft über diese schwierige Zeit hinweg zu retten. Zum Beispiel hat sie in der heißen Phase der Pandemie ein Picknick im Stein-Park organisiert, bei dem wir uns mit großem Abstand zueinander wenigstens mal wieder sehen konnten“, erzählt Sina Lempka.
Im Gegensatz zu ihr ist Bianca Hannig erst kurz vor Ausbruch der Pandemie dazugestoßen. „Davor hatte ich in einem reinen Frauenchor gesungen, fand die Kombination mit Männerstimmen letztlich aber reizvoller“, sagt die tonArt-Schriftführerin und fügt hinzu: „Außerdem bin ich die einzige Mama mit einem Kind bei den tonArt-Kids.“
Womit wir auch schon bei der Nachwuchsorganisation des Nassauer Chors wären: Die hat ihre Initialzündung bei einem Workshop mit dem A-Cappella-Ensemble Voces8 im Sommer 2016 erfahren. „Voces8 hat damals auch einen Workshop für Kinder angeboten. Bei dieser Gelegenheit haben wir gemerkt, dass hier ein großer Bedarf besteht, und im Jahr darauf die tonArt-Kids gegründet“, blickt Achim Fischer zurück.
Gleich drei Altersgruppen gibt es bei den tonArt-Kids: Während die musikalische Früherziehung bei den Singmäusen unter Leitung von Monika Bär auf die etwa Drei- bis Fünfjährigen zugeschnitten ist, liegt der Schwerpunkt beim Kinderchor ganz auf dem Grundschulalter. Hier gibt die bisherige Leiterin Petra Schönrock-Wenzel den „Dirigentenstab“ zum Jahreswechsel an Sabine Lucas ab.
Bleibt noch der Jugendchor: Er richtet sich an die circa Elf- bis 16-Jährigen und steht unter der Leitung von Ricarda Belz.
„Das finde ich schon sehr bemerkenswert, dass alle drei musikalische Leiterinnen aus dem Chor selbst kommen“, betont Achim Fischer und lässt, über Voces8 hinaus, mit Vocaldente (2015) und Chanticleer (2019) auch die beiden anderen Vokalensembles nicht unerwähnt, die bisher innerhalb der von tonArt ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „tonArt Vocal“ zu Workshops mit anschließendem gemeinsamem Konzert an die Lahn kamen.
„Dahinter steht die Idee, so etwas regelmäßig zu machen“, sagt Fischer. „Wie es jetzt nach der Corona-Pause damit weitergeht, wissen wir allerdings noch nicht.“
Auf jeden Fall fest steht aber, dass 2023 endlich die Vorstellung der CD „Lieblingsstücke“ Realität wird. Die heißt natürlich nicht ohne Grund so: Die tonArtisten schlugen dafür ihre persönlichen Lieblingslieder vor. Danach folgte die Qual der Wahl: gemeinsam ansingen, abstimmen und entscheiden, was es auf die runde Scheibe schafft. Zeitpunkt und genauer Ort stünden zwar noch nicht fest, so der Chorleiter. Aber: „2023 werden wir die CD in einem großen Konzert im Nassauer Land präsentieren.“
Ulrike Bletzer