Lahnfestival Das Quintett vocaldente begeistert Publikum im Schlosshof
Nassau. „Ein Klang, der unter die Haut geht“ – unter diesem Titel ging im Rahmen des Lahnfestivals „Gegen den Strom“ in Nassau das Open-Air-Konzert über die Bühne, das dem A-cappella-Gesang, der puren Stimmkunst, vorbehalten war. Im voll besetzten Hof des Stein’schen Schlosses begrüßte Festivalleiter Diethelm Gresch das Vokalquintett vocaldente.
Die Profis aus Hannover waren schon lange vorher nach Nassau gekommen, um hiesige Chöre zu coachen (siehe Bericht unten), wie es neudeutsch heißt. Und diese hatten nach ihren Workshops Gelegenheit, sich im historischen Ambiente des Schlosshofs in kurzen Auftritten zu präsentieren. Kostproben ihres Könnens lieferten der Junge Chor Koblenz, der Jazz!Chor Neuwied und das Ensemble CHORiander aus Höhr-Grenzhausen unter der Leitung von Jürgen Böhme. Achim Fischer dirigierte den „kleinen musikalischen Gruß“ von tonArt, dem Nassauer Ensemble, das am Coaching teilgenommen und es auch organisiert hatte.
Nun war vocaldente an der Reihe: Tobias Kiel und Jakob Buch (Tenor), Aaron Bredemeier (Countertenor), Alex Nolte (Bariton), Tobias Pasternack (Bass). Die Preisträger bedeutender Wettbewerbe in aller Welt präsentierten ein ebenso außergewöhnliches wie mitreißendes Klangerlebnis. Sie zeigten, was man mit der menschlichen Stimme alles anstellen kann, dass sie ein perfektes – vielleicht das perfekteste – Instrument ist.
In der Sparte A-cappella-Gesang sind vocaldente an Vielseitigkeit kaum zu übertreffen. Die Vokalisten sangen mit größter Virtuosität halsbrecherische Arrangements weltbekannter Musik von Charleston der Goldenen Zwanziger, Rock’n’ Roll, Schlagern, Discomusik der Siebziger, Punkrock, Heavy Metal bis Rap und Country. Die von den Arrangeuren raffiniert zubereiteten Leckerbissen servierten die fünf Sänger mit solch traumwandlerischer Souveränität in Intonation und Rhythmus, dass musikalische Delikatessen daraus wurden. Einzelne Töne summierten sich zu hochinteressanter Musik zwischen melodiebesessenem Swing und vokaler Avantgarde, wie man sie so noch nie gehört hat.
vocaldente kann es sich leisten, auf die swingenden Stützinstrumente Schlagzeug und Bass zu verzichten. Die Sänger brachten sämtliche Effekte im puren A-cappella-Sound hervor. Als Mundinstrumentalisten zauberten sie köstliche Instrumentalimitationen. Man meinte tatsächlich, hier mal eine gestopfte Trompete, da einen gezupften Bass, dort ein herrlich simuliertes Banjo zu hören. Das Publikum konnte von der perfekten Sangeskunst nicht genug bekommen, musste die Künstler aber nach ihrer Yesterday-Zugabe ziehen lassen.
Karl Haxel, Rhein-Lahn-Zeitung
Mit vollem Einsatz von Stimme und Körper: das A-cappella-Quintett vocaldente