Die beiden Chöre „Ohne Extras" und „tonArt" erhielten viel Beifall
Lahnstein. Süßer die Melodien nie klingen als in der Weihnachtszeit: die bekannten Advents- und Weihnachtslieder, Adventskantaten, Choräle oder Stücke aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Damit kommen die Chöre in der Vorweihnachtszeit aus, um ihre Zuhörer zu beglücken und auf Weihnachten einzustimmen.
In Lahnstein waren gleich zwei Chöre an einem Spätnachmittag in der Aula des Johannes-Gymnasiums zu hören: das Chorensemble „tonArt" unter der Leitung von Achim Fischer und das Vokalquartett „Ohne Extras" aus Horbach im Westerwald, bestehend aus Jens Basler (Tenor), Volker Diel (Tenor), Uwe Girmann (Bariton) und Alfred Labonte (Bass). Außerdem wirkten Kirsten Labonte (Sopran) und Annette Gotthardt (Klavier) mit.
„tonArt" begann mit „Maria durch ein' Dornwald ging", dem Lied von den Dornen, die Rosen getragen haben; als Maria mit dem Jesuskind durch den Wald gegangen ist. Es folgte mit der Liedmotette „Ich brach drei dürre Reiselein" von Hugo Distler, eine Komposition, die ihre Wirkung einerseits aus der schlichten in Moll gehaltenen Melodie, vor allem aber aus ihrer Rhythmik bezieht. Sie folgt dem Text von Heinz Grunow. Diese wortbezeugte, flexible Rhythmik, die für Distler typisch ist, gelang dem Chor gut. Und gut hörte sich auch das Weihnachtslied aus dem viktorianischen England an mit dem Liedanfang „I saw three ships come sailing in on Christmas day". Auch John Rutters „Marias Wiegenlied" ging leicht ins Ohr. Später folgten noch einige leichtfüßige, heitere Auftritte mit „O dulci jubilo", „Freu dich Erd und Sternenzelt" und „Il est ne", die ebenfalls sehr hörenswert waren.
Das Ensemble „Ohne Extras" eröffnete seinen Auftritt mit dem alten Kirchenlied „Macht hoch die Tür". Aber nicht choralhaft langsam, sondern munter - im Satz von Wolfgang Buchenberg. Und auch „ O Heiland, reiß die Himmel auf" im Satz von Walter Rein bekam starken Beifall. Konzentriert und auf das Wesentliche reduziert trug die Gruppe Beethovens „Hymne an die Nacht (Heil'ge Nacht, o gieße du) vor. In dem folgenden„ Alleluia" von JimHenry, einemKomponisten und Chorleiter aus den Vereinigten Staaten, war jeder Ton wohl überlegt, ausgeformt und mit Bedeutung versehen. Die Konzertbesucher hörten fasziniert zu und spendeten reichen Beifall.
Weitere Glanzlichter setzte die Sopranistin Kirsten Labonte, von Annette Gotthardt am Klavier begleitet. Von ihren Liedvorträgen gefiel Engelbert Humperdincks „Das Licht der Welt" besonders und auch ihr „Panis Angelicus" von Cesar Franck erhielt viel Beifall.
Die Besucher erlebten ein schönes Konzert, dessen Besuch sich für sie gelohnt hat, doch wer kann nur auf die Idee kommen, „Stille Nacht" als „Silent Night" amerikanisch darzubieten?
Karl-Heinz Wolter
Anmerkung des Chorleiters: Auf diese Idee kam - wie nicht anders zu erwarten - der Chorleiter. Bei dem Stück handelt es sich auch nicht um ein "veramerikanischtes" Stück, sondern um ein zeitgenössisches Werk des (deutschen!) Komponisten Thomas Gabriel, der eine Vielzahl von Weihnachtsliedern im Gesamtwerk "Swinging Christmas" in einer wunderbaren Weise arrangiert hat, die - im Falle von Silent Night - nur in englischer Sprache authentisch sind. Hätte sich der Verfasser des Artikels ein wenig näher mit der Materie beschäftigt oder auch nur am Konzertende mit dem Chorleiter Rücksprache genommen, hätte man über diese oberflächliche Betrachtung hinweg helfen können. Ein Stück ist nicht automatisch "schlecht", nur weil es auf englisch gesungen wird! Die vom Verfasser angebrachte Kritik hat nichts mit einer objektiven Betrachtung zu tun, sondern spiegelt lediglich den persönlichen Musikgeschmack des Verfassers wider. Dieser Musikgeschmack ist ganz deutlich auch im gesamten Artikel zu erkennen. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten - über fundierte objektive Berichterstattung aber nicht.
erschienen in Rhein-Lahn-Zeitung
In der Aula des Johannes-Gymnasiums stimmten gleich zwei Chöre die Zuhörer auf das Weihnachtsfest ein.
Foto: Karl-Heinz Wolter