„tonArt" und Saitenspinner in Johanniskirche - 920 Euro für Reparatur
NASSAU. Bald schon wird im Turm der Johanniskirche die restaurierte Marienglocke wieder hin und her schwingen.
Die rund 40 000 Euro für die Wiederinstandsetzung der Glocke kamen im zurückliegenden halben Jahr vor allem durch Spenden zusammen. Um diese Bereitschaft nicht abklingen zu lassen, wurde Musikinteressierten in der evangelischen Kirche von Nassau ein Konzert geboten, das von dem Chor "tonArt" und der Gruppe "Saitenspinner" bestritten wurde.
Diese Konstellation versprach ein abwechslungsreiches, auch kontrastierendes Programm und dieses Versprechen wurde gehalten. Die beiden Ensembles unterscheiden sich stark in ihrem Auftreten, ihrer musikalischen Orientierung und zudem in Bezug auf ihr Alter.
Die federführende Gruppe dieses Konzertabends "tonart", aus deren Mitte die Idee zu dieser Veranstaltung stammte, macht erst seit drei Jahren zusammen Musik und auch die Sängerinnen und Sänger sind eher jünger, haben meistens die 40 Jahre noch nicht passiert oder haben dies gerade erst hinter sich. „Einen wirklichen Rahmen, in den die von uns gesungenen Lieder alle passen würden, gibt es nicht", beschrieb der Chorleiter Achim Fischer das weit gefächerte Spektrum, das dieser Chor bedient. Die rund 200 Besucher bekamen sowohl getragene Chormusik mit geistlichen Texten zu hören ("Irischer Segen"), aber auch jazzig angehauchte Stücke, die zum Mitschnippen und Mitwippen einluden ("Daydream Lullaby"). Besonders beim Vortragen der eher langsamen und ruhigeren Werke zeigten sich die Stärken dieses Chors: Der sensible und geschickte Umgang mit Lautstärke, der die Musik wie Wellen auf- und abwogen lässt. Dies ist Beleg für die ausgeprägte Musikalität und auch für die Professionalität der Akteure. Das 24-köpfige Ensemble war einheitlich in schwarzen Blazern und Anzügen gekleidet.
Die anderen Akteure des Konzertabends, die Folkmusik-Gruppe „Saitenspinner" hingegen differenzierte sich schon im äußeren Erscheinungsbild von "tonArt". In Jeans und Hemd oder Bluse betraten die zwei Männer und zwei Frauen den Chorraum. Die Kleidung ließ bereits darauf schließen, dass die Lieder des Quartetts sich durch Bodenständigkeit und Liebe zu handgemachter Musik auszeichnen. Verwurzelt in der englischsprachigen Folkmusik und ihrem deutschen Pendant, der Volksmusik, sind die meist selbst arrangierten und teilweise auch selbst komponierten Stücke (wie etwa eine Vertonung von Theodor Fontanes Gedicht "Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland") mit Versatzstücken etwa des Latin oder auch des Blues, welcher sich besonders in den sich in der Pentatonik bewegenden Soli des kreativen Kopfes der Gruppe Peter Auras wieder findet. Alle Mitglieder der Gruppe sind Multiinstrumentalisten. Häufig wurde während des Auftritts eine Gitarre gegen eine Violine getauscht, der Kontrabass wurde für die Blockflöte weggestellt. Im Gegensatz zu "tonArt" gibt es die "Saitenspinner" bereits seit 26 Jahren.
So verschieden die beiden Gruppen auch waren, eins war ihnen gemein: Die ungeteilte Begeisterung des Publikums. Am Ende gab es minutenlange "standing ovations", "tonArt" sang sogar noch zwei Zugaben. Die Zufriedenheit der Zuhörer schien sich auch auf ihre Spendenfreudigkeit auszuwirken. Sie gingen dem Wunsch von Pfarrerin Dr. Brigitte Menzel-Wortmann nach und verließen mit erleichterten Portemonnaies die Kirche. 920 Euro wurden gespendet.
Sebastian Becker
Artikel erschienen in Rhein-Lahn Zeitung